Das Ende der Meisengeige nach 43 Jahren?
Aktualisiert am 17. Oktober 2013 von Benjamin Männel mit Bildergalerie
UPDATE 17.10.2013: Die Meisengeige ist gerettet und Cineasten können aufatmen!
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Nach 43 Jahren soll das Traditionskino nun geschlossen werden. Die Verantwortlichen können sich nur noch nicht einigen wer schuld ist.
So viel Wirbel gab es schon lange nicht mehr um ein Kino in der Region. Die Meisengeige, Nürnbergs ältestes Programmkino, soll laut Betreiber auf Grund der verschärften Bauordnung geschlossen werden. Die Summe von 250.000 Euro, die für eine Instandsetzung benötigt werden, will weder die Fantasia Film GmbH noch die Vermieterin, Susanne Janotta, aufbringen. Wolfram Weber, der Eigentümer der Fantasia Film GmbH, bedauert zwar das Ende seines ersten Kinos, möchte aber einen so großen Geldbetrag nicht in das mittelalterliche und eben nicht im Firmenbesitz befindliche Haus investieren. Ein Verkauf an den Betreiber des Kinos schloss Susanne Janotta ebenfalls aus. Sie plant in der Immobilie Wohnungen oder Luxusgastronomie einzurichten.
Rettung ist möglich
Bis vor kurzem sah es so aus, als wäre dies das Ende des Kinos, das bereits seit 1970 am Laufer Schlagturm beheimatet ist. Dann setzten sich die SPD-Stadträtinnen Anja Prölß-Kammerer und Ruth Zadek für eine Lösung zwischen Mieter und Vermieter ein. Die beiden Damen verwiesen darauf, dass die Stadt Nürnberg der Fantasia Film GmbH bei dem Bau des Cinecittà-Kinokompexes entgegen gekommen sei. Außerdem organisierten engagierte Kinofreunde eine Unterschriftenaktion, die sich direkt an den Oberbürgermeister und die Kulturreferentin, Julia Lehner, richtete. Mit der Petition: 'Die Schließung der Meisengeige verhindern!' kann man sich, wie bereits ca. 4.500 andere, online für den Erhalt des Lichtspielhauses eintragen. Immer mehr Menschen werden auf die geplante Schließung aufmerksam und wollen sie verhindern. Diese Entwicklungen lassen wieder auf eine Rettung des Kinos hoffen.
Der Leiter des städtischen Bauamtes Daniel Ulrich hingegen empfindet die genannte Summe für die baulichen Änderungen als „viel zu hoch“. Ein weitaus kleinerer Betrag würde für die Erfüllung der Auflagen ausreichen. Die für das Kino relevanten Bauauflagen ergäben sich nicht aus der Bauordnung sondern aus der Versammlungsstättenverordnung. Diese wiederum ergäben sich aus der hohen Entzündlichkeit alter Zelluloid-Filme. Dieses Problem ist aber nun schon seit längerem durch den Erwerb digitaler Projektoren aus der Welt geschafft. Die Frage was einer Rettung im Weg steht, kann zur Zeit niemand beantworten, da sich alle Beteiligten die Schuld gegenseitig zuschieben. Letzten Endes ist es schwierig den Überblick zu behalten und objektiv zu bleiben.
Ein Kino mit Geschichte
Als 1970 zum ersten mal Bilder über die Leinwand der Meisengeige flackerten, bot Sie ein Programm, das durch seine Vielseitigkeit und Tiefe bestach. Sowohl der deutsche Film wie auch amerikanisches Undergroundkino oder Nouvelle Vague wurden dort gezeigt. Kein Wunder also, dass in der "Geige" auch Größen wie Werner Herzog, Volker Schlöndorff und sogar John Waters anzutreffen waren. Viele Nürnbergerinnen und Nürnberger haben hier zum ersten Mal Filmklassiker aus aller Welt gesehen. Das Publikum hat den alten Kinosaal in seiner Schlichtheit ins Herz geschlossen. Anfang der 70er Jahre war man froh dort in relativ beschaulicher Atmosphäre Filme genießen zu können. Als die großen Multiplex-Kinos aufkamen, konnte man in der Meisengeige auch weniger bekannte Filme sehen oder die Originale mit deutschem Untertitel. Durch den kleinen Vorführsaal war der Kinobesuch dort einfach intimer. Das Kino in einer ehemaligen Bäckerei hat bis zuletzt nichts von seinem Charme verloren. Lediglich die alten Projektoren wurden gegen digitale ausgetauscht. So konnte man das Flair des alten Kinos unverändert genießen. Zuletzt haben das allerdings wohl eher weniger Nürnberger getan, denn die Meisengeige warf wohl keinen Gewinn mehr ab. Herr Weber versicherte dennoch auf der Feier zum 40jährigen Jubiläum der Meisengeige, dass er das Programmkino weiterhin betreiben wolle, sofern es finanziell machbar sei. Das steht nun in Frage.
Gefährdete Vielfalt
Gerade die Programmkinos haben es seit Jahren immer schwerer, da das Publikum die großen Kinokomplexe bevorzugt und neue Filme immer häufiger digitale Projektoren voraussetzen. Kleine Kinos können da nur selten mithalten. Dennoch hatte die Meisengeige gute Voraussetzungen weiter zu bestehen. Neue Projektoren waren bereits angeschafft und dank der Fantasia Film GmbH sah es so aus als würde ein finanzieller Rückhalt für weitere Investitionen bestehen. Immerhin, weit mehr als die wenigen anderen Programmkinos in Nürnberg vorzuweisen haben. Dass sich die Türen der Geige bald schließen, erscheint als ein besonders tragisches Zeichen und ist ein Verlust für alle Kinofreunde in der Region.
Update 17.10.2013
Nach viel Krawall und Aufstand ist es jetzt geschafft: Die Meisengeige ist gerettet und Cineasten können auch in Zukunft ihre Filme in dem nostalgischen Kino anschauen. Nach einem Gespräch mit der Baubehörde hat der Besitzer, Wolfram Weber von der Fantasia Film GmbH, seine Kündigung zurückgezogen. Die Kosten für den Umbau bewegen sich – wie von einigen bereits vermutet – nicht im sechsstelligen, sondern im niedrigen fünfstelligen Bereich. Dabei sollen sogar neue Sitze mit mehr Beinfreiheit angeschafft werden. Auch die anderen erforderlichen Baumaßnahmen können ohne Komplikationen umgesetzt werden. Ob das ganze nur eine geschickte Marketingstrategie war oder ein Missverständnis mit dem Architekturbüro, kann niemand so genau sagen. Doch etwas Gutes hat die Sache immerhin gebracht: Viele Nürnberger haben das Kino neu entdeckt und sich für seinen Erhalt eingesetzt.