Die Wolke gehört mir – ownCloud

Aktualisiert am 04. Februar 2019 von
OwnClod in der Hand

Das Gehirn bitte nicht ausschalten, auch wenn man auf Wolke sieben schwebt. Holger Dyroff von ownCloud spricht über die Dropbox-Alternative und das drängende Thema Sicherheit. Foto: © Markus Wolf / Nürnberg und so (cc)

Dunkle Wolken sehen viele aufziehen, wenn es um das Thema Cloud und Sicherheit geht. Dienste wie die Open Source Software ownCloud möchten den Nutzern die Kontrolle über ihre Daten zurückgeben. Ich traf einen der Mitgründer des Start-Ups, Holger Dyroff, und sprach mit ihm über das Phänomen Cloud und risikoscheue Deutsche.

Prominent aber dumm: Ende September äußerte sich der designierte EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft, Günther Oettinger, zum Nacktfoto-Leak: „Vor Dummheit kann man die Menschen nur eingeschränkt bewahren." Bundesinnenminister Thomas de Maizière bekräftigte dies nun, wenn auch weniger umstritten: „Ein Nacktbild gehört nicht in die Cloud". Entzieht sich nun das Phänomen Cloud, was sensible Daten angeht, unserer Kontrolle oder müssen wir nur bewusster damit umgehen? Holger Dyroff ist einer der Gründer von owncloud, einer Open Source Software, mit der man Daten auf seinem eigenen Server sichern, synchronisieren und teilen kann.

Portrait Holger Dyroff

Holger Dyroff - Vice President Strategic Partners and Co-Founder. Foto: © Benjamin Jungert / Nürnberg und so (cc)

Dyroff, der zuvor lange bei SuSe arbeitete, ist einer der drei Gründer von ownCloud und Geschäftsführer in Deutschland. Die Firma wurde im Herbst 2011 gegründet. Es gibt eine kostenlose Community Edition mit derzeit etwa 2 Millionen Nutzern. Daneben kann man als Unternehmen eine kostenpflichtige Enterprise Edition erwerben. Etwa 250 internationale Entwickler sind an ownCloud beteiligt. Im November zieht die Firma vom Coworking Space in ein Büro am Leipziger Platz.

Wer versteht eigentlich, was mit der Cloud gemeint ist?

Die Leute verstehen sie schon, erwarten aber vielleicht zu viel von ihr. Es ist nicht so, dass man dank der Wolke das Gehirn ausschalten kann. Es war in IT-Dingen schon immer so, dass man sich die AGB vorher ansehen sollte. Bei Instagram tritt man alle seine Rechte an den Bildern ab. Wer dies akzeptiert oder ignoriert, hat die gleichen Probleme wie jemand, der bei Rot über die Ampel fährt. Gleichzeitig ist es Aufgabe der Gesellschaft und der Regierung, in das Thema Datensicherheit zu investieren.

Viele geben die Rechte an ihren Daten auf

Viele Internet-Nutzer kennen Dropbox. Was unterscheidet Euch von diesem Programm?

Dropbox hat einen großen Vorteil. Es ist sehr niedrigschwellig. Man kann sehr schnell starten, die Problematik ist aber, dass man im Prinzip die Rechte an seinen Daten aufgibt, so als würde man seine Bilder auf eine Postkarte malen und anschließend auf der Straße auslegen. Owncloud läuft auf eigenen Systemen oder wird von einem Serviceprovider gehostet. Man hat nahezu unlimitierten Platz und die Kontrolle über seine Daten. Im Unternehmensumfeld kann man auf diese Weise deutlich leichter in bestehende Systeme integrieren, wie zum Beispiel an Active Directory oder VPN-Schnittstellen. In Zukunft wird auch eine Sharepoint-Integration angeboten.

Der eigene Server kann sehr klein sein, da tut es auch ein Rasberry PI (ein sehr günstiger Platinencomputer in Größe einer Kreditkarte, Anm. d. Verf.), an den man eine Festplatte hängt – fertig ist der Server. Server heißt Eigengerät, über das man bereits verfügt oder der Anbieter von Webspace, dem man vertraut. Diese Zentraleinheit von ownCloud muss vorhanden sein, denn mit dieser verbinden sich die verschiedenen Geräte wie Laptops, Smartphones oder Tablets.

Ist die Owncloud ein Programm für Spezialisten?

Es ist letztendlich für jeden geeignet, der in der Lage ist Wordpress aufzusetzen. Grundlegende IT-Kenntnisse sollten allerdings vorhanden sein. Wir haben allein in Zentraleuropa mehr als 40 Service Provider, die die Community Edition ‘ready to go’ anbieten. So unterliegt man hier auch dem deutschen Rechtsgebiet und kann entsprechende Verträge abschließen. Der Kunde erwartet vom Produkt eine einfache Handhabung,. Er will die Daten bei sich selbst halten können und zugleich aber auch die Bedienerfreundlichkeit von Consumer Cloud Services zur Verfügung haben. Im Mobilfunkbereich bietet das seit einiger Zeit mobilcom-debitel an.

Wie wächst ownCloud?

Wir wachsen kontinuierlich. Zusammen mit der Community haben wir sehr viel Zeit und Energie in Tests und Bugfixing investiert , um den Nutzern mit jeder neuen Version einen weiteren Anreiz zu bieten, das Programm zu nutzen. Umfassende Berichte wie in der c't tun natürlich ihr Übriges, um den Bekanntheitsgrad zu steigern.

Sich von Google unabhängig machen
Portrait Holger Dyroff

Holger Dyroff gründete ownCloud zusammen mit Markus Rex und Frank Karlitschek. Foto: © Benjamin Jungert / Nürnberg und so (cc)

Was sagst du zum Thema Datensicherheit und Cloud?

Der erste Schritt ist die Eigenverantwortlichkeit. Natürlich sind die Hersteller und Anbieter gefordert, entsprechende Sicherheitsmechanismen einzubauen. Dazu gehört vor allem die Verschlüsselung. Technologisch ist da noch viel zu tun, bis eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (eine Verschlüsselung beim Sender und beim Empfänger, Anm. d. Verf.) perfekt funktioniert. Unser Angebot setzt stark auf den Austausch wobei für uns eine vertrauensvolle, quellenoffene Infrastruktur das Wichtigste ist. Unsere Kunden haben den kompletten Quellcode zur Verfügung. Jeder kann selbst dazu programmieren. Ein Ziel der Community ist es, sich unabhängig von Google zu machen und damit seine Daten nicht preisgeben zu müssen. Kommerziell kümmern wir uns um Firmenkunden, wobei es hier darum geht, Firmengeheimnisse zu schützen und im Regierungsbereich angemessen mit sensiblen Daten umzugehen.

Warum habt Ihr Nürnberg gewählt?

Wir haben hier die europäische Zweigniederlassung. Der Hauptsitz des Unternehmens ist in der Nähe von Boston. In der Presse werden nicht-amerikanische Unternehmen meist ignoriert und zudem ist die Venture-Capital-Situation in den USA eine andere, d.h. Sie kommen rascher an mehr Geld. Schnelligkeit ist uns sehr wichtig, denn derzeit haben wir etwa 300 Mitbewerber, die den Markt beackern. Heute sind wir knapp 60 Mitarbeiter, der Coworking Space hat sich für uns angeboten, da wir hier sehr schnell loslegen konnten.

Ist die Region Nürnberg IT-mäßig fit?

Es geschieht insgesamt zu wenig. Nürnberg ist eigentlich ein guter Hochschulstandort und man kann relativ leicht Entwickler finden, mit hochqualifizierten Bewerbern wird es schon schwieriger. Es ist aber bereits ein IT-Gründerzentrum geplant (zusammen mit dem Coworking Space und der Stadt Nürnberg) doch das Wagnis, ein Risiko einzugehen, wie es bei einem Start-up nötig wäre , ist noch wenig verbreitet. Wenn man sich die beiden großen lokalen IT-lastigen Firmen Datev und Gfk ansieht, passiert dort, meiner Meinung nach, zu wenig in Sachen Innovation. In Berlin gibt es zum Beispiel von der Telekom einen Inkubator für Start-ups. Veranstaltungen wie die Web Week in Nürnberg sind wichtig, es muss aber auch viel mehr unterjährig passieren. Es ist generell ein deutsches Problem, dass die Menschen lieber Beamte als Firmengründer werden möchten.

Cloud-Dienste wie Dropbox sollen für den User vor allem klein, unauffällig und komfortabel sein. Das Attribut Sicherheit fehlt bei den meisten allerdings noch. Dafür kann der Nutzer aber auch selbst sorgen, indem er sich für ein gutes Passwort entscheidet. Das gilt freilich nicht nur für Cloud-Programme. Eine Übersicht (für Mac User) über verschiedene private Clouds und Verschlüsselungs-Dienste und den Aspekt Sicherheit findet man hier.

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