Der Trödelmarkt: Einkaufsmeile in der Pegnitz

Aktualisiert am 04. Februar 2019 von
Trödelmarkt

Der Giebel der Markthalle und die Häuser an der Südseite des Trödelmarktes, 1910/1945. Foto: © anonym (cc)

Urige Lädchen in idyllischer Umgebung – das liest sich wie einer jener berüchtigten „Geheimtipps“ aus dem Reiseführer. In Nürnberg gab es tatsächlich einen solchen Ort – den Trödelmarkt.

Gut, mit der Vergangenheitsform tue ich den Planern des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg ein wenig Unrecht. Doch die urwüchsige Atmosphäre und das malerische Nebeneinander kleiner und kleinster Geschäfte und der schmucken Markthalle kann der wiederaufgebaute Trödelmarkt von heute nicht mehr vorweisen. Mehr als ein halbes Jahrtausend Geschichte lässt sich eben nicht innerhalb weniger Jahrzehnte aus dem Nichts neu erschaffen.

Seit dem Mittelalter wurden auf dem langgezogenen, linsenförmigen Platz Schweine gehandelt und geschlachtet. Dass sich der Markt und seine Bauten auf einer Insel zwischen zwei Pegnitzarmen befinden, dürfte wegen des Lärms und Geruchs nur von Vorteil für die Nachbarn gewesen sein. Seit dem 18. Jahrhundert wandelte sich der „Säumarkt“ dann mehr und mehr zum Handelsplatz für Altwaren und allerlei Krimskrams. Die um 1810 offiziell eingeführte Bezeichnung „Trödelmarkt“ trug diesem Wandel Rechnung. Neben günstiger Kleidung waren hier zum Beispiel Schuhe, Haushaltswaren und Möbel zu bekommen.

Die Häuser Trödelmarkt 3 bis 23, aufgenommen zwischen 1912 und 1945 und 2016

Die Häuser Trödelmarkt 3–23, 1912/1945 und 2016. Fotos: © anonym (1912/1945) – Sebastian Gulden (2016) (cc)

An der Oberen (südlichen) Karlsbrücke errichtete Stadtbaurat Heinrich Wallraff 1896 bis 1897 an Stelle des früheren Schlachthauses (der so genannten „Kleinen Fleischbank“) eine neue Markthalle. Mit ihren Fronten im Nürnberger Stil und den hohen Schweifgiebeln dominierte sie den Trödelmarkt und das Stadtbild, das sich dem Passanten an der Pegnitz bot. Unser historisches Bild zeigt die Südwestflanke des Trödelmarkts; die Markthalle ragt im Hintergrund über der von der Oberen Karlsbrücke kommenden Straße auf. Die historische Aufnahme entstand vielleicht an einem Wintersonntag. Es ist hell, doch die Geschäfte sind geschlossen; eine dünne Schneedecke liegt auf Pflaster, Gesimsen und Dächern.

1945 ging der Trödelmarkt mitsamt seiner Markthalle unter. Die kleinen, oft in Fachwerkbauweise errichteten Häuser zu seinen Seiten und die angebauten Laden-Kabuffs müssen im Hagel der Bomben wie Zunder gebrannt haben. Fotografien aus der unmittelbaren Nachkriegszeit zeigen an Stelle der verwinkelten Ladenzeilen nur noch eine platte Erdscholle mit zerstreuten Trümmerteilen. Allein das Restaurant „Trödelstuben“ – ein Stahlskelettbau aus Fertigung der MAN von 1883 – überstand die Angriffe, wenn auch mit schweren Schäden. Das unter Denkmalschutz stehende Haus wurde vor kurzem mustergültig restauriert und seine Dachlandschaft instandgesetzt.

Die Markthalle im Südosten des Trödelmarktes, 1897.

Die Markthalle im Südosten des Trödelmarktes, 1897. Foto: © Verlag Max Spielmeyer

Mitte der 1950er Jahre ging man daran, die zerstörte Randbebauung des Trödelmarkts nach Generalplan von Josef Deschermeyer neu zu errichten. Dabei gab man sich sichtlich Mühe, die alten Strukturen in moderner Form wiederherzustellen. Die Hausgrundrisse sind wie einst recht schmal; verglaste Vorbauten enthalten wie anno dazumal die Läden. Kopfsteinpflaster und Laubbäume geben dem Platz eine urtümliche Note. Das Warenangebot ist vielfältig wie einst, die Waren gleichwohl deutlich gehobener: Neben Schmuck und Mode bieten die Geschäfte am Platze heute etwa Einrichtungsgegenstände und Kunst an.

Andere Vorher-Nachher-Bildfolgen von Stadtbild im Wandel

Fotogener Dauerbrenner: Die „Sutte“ des Heilig-Geist-Spitals

Wintertraum aus Schnee und Sandstein: Das Haus Spittlertorgraben 35

Noblesse aus zwei Epochen: Das Anwesen Marientorgraben 9

Blog abonnieren
'Nürnberg und so' Blogfeed abonnieren

Zusätzlich zu dem Podcast stellt 'Nürnberg und so' auch immer wieder begleitende Geschichten und Informationen aus der Metropolregion Nürnberg vor.

Blog-Artikel als RSS Feed abonnieren

Foodtrucks & Street Food
Finde mit Craftplaces Foodtrucks und Street Food

Logo Craftplaces - mobile Unternehmen wie Foodtrucks und Street Food finden

Die besten Foodtrucks und Street Food in deiner Stadt suchen, denn mobile Unternehmen sind immer und überall für dich da. Craftplaces zeigt dir wo und wann sie unterwegs sind.

Du willst nichts verpassen?
Anmeldung E-Mail Newsletter 'Nürnberg und so'

Anmeldung zum E-Mail Newsletter

Sätze für die Ewigkeit
Podcast Nürnberg und so
Wann sind die 7 Minuten um? Wie moderiere ich diese Grütze ab?
Michael Jakob in Sendung No. 27
Auf die Zombie-Apokalypse bin ich vorbereitet.
Svetlana Quindt in Sendung No. 21
Man muss die Möglichkeit haben Grenzen auszutesten.
Jörg Korinek in Sendung No. 32
Letzte Podcast Sendungen
Nürnberg und so

Jörg Korinek / Podcast-Sendung No. 32

Veröffentlicht am 05.05.2015

Den geborenen Göppinger lockte ein Praktikum in die Frankenmetropole. Dem Weg zum Informatik-Studium gingen einige bundesweite Schulaufenthalte voraus, bei denen er Orientierung gewann und diverse…

zur Sendung No. 32

Roland Rosenbauer / Podcast-Sendung No. 31

Veröffentlicht am 11.02.2015

Aus Cadolzburg kommend, finanzierte er sich mit dem "Ruf der Unendlichkeit" oder der "Rache des Knochenmannes" seine Schulzeit. Trotz BWL Studium landete er schließlich beim Jugendfunk des…

zur Sendung No. 31

Aktuelle Magazin-Artikel
Nürnberg und so

Zehn Fragen an Startup Craftplaces aus Nürnberg

Veröffentlicht am 10.02.2019

Mit der Technologie des Startups Craftplaces finden Millionen Street Food Kunden Foodtrucks. Das junge Technologie-Unternehmen strebt an, das in 5 Jahren alle Foodtrucks in Europa und den USA mit…

weiterlesen

Fotogener Dauerbrenner: Die „Sutte“ des Heilig-Geist-Spitals

Veröffentlicht am 28.12.2018

In den letzten Wochen wurde sie wieder zehntausendfach geknipst: Die malerische Westfront des Heilig-Geist-Spitals. Sie ist nicht nur eines der beliebtesten Fotomotive Alt-Nürnbergs, sondern hat…

weiterlesen

Interview zum Afrika Film

Veröffentlicht am 18.12.2018

Eigentlich war das alles ja gar nicht so geplant gewesen – das mit dem so lange bleiben, das mit dem Alleinsein und dem Weg zu sich selbst. Doch die Frage ist, ob man in diesem Leben so etwas…

weiterlesen

Wintertraum aus Schnee und Sandstein: Das Haus Spittlertorgraben 35

Veröffentlicht am 14.12.2018

Bis zum Zweiten Weltkrieg waren prächtige Vorstadthäuser mit Sandsteinfassaden und Vorgärten in Nürnberg ein vertrauter Anblick. Sie vermittelten weltstädtisches Flair, städtebauliche…

weiterlesen