Co-Reach 2015: Paradigmen wechseln, Floskeln bleiben

Aktualisiert am 04. Februar 2019 von und Markus Wolf
Mailingtage Nürnberg

Gedrucktes wohin man auch schaut. Die CO-REACH konnte die Herkunft nicht leugnen, denn das Thema Mailings war allgegenwärtig . Foto: © Markus Wolf / Nürnberg und so (cc)

Aus den “Mailingtagen” wurde letztes Jahr die Co-Reach. Bei der zweiten Auflage der Crossmedia-Marketing-Messe unter diesem Namen brachen vor allem die Unkonferenz “Open Summit” und verschiedenste Vorträge den traditionellen Messe-Charakter auf.

Ein bisschen fühle ich mich wie in der Floskelwolke des Marketings. Während ich mir die Stände der über 260 Aussteller ansehe, umgeben mich immer wieder altbekannte Formulierung wie “Alles aus einer Hand” oder unkreative Wortspiele. Mag das zwar noch nicht viel über die Qualität der Produkte oder der Dienstleistung aussagen, ansprechend ist es nicht. Viel interessanter ist wohl auf der Co-Reach 2015 das, was auf geplanten wie spontanen Vorträgen passiert.

Werbung im Jahre 2020
Präsentation auf der CO-REACH

Die Community-Area auf der CO-REACH. Foto: © Markus Wolf / Nürnberg und so (cc)

Auf verschiedenen Areas konnten sich Unternehmer bzw. Experten zum Thema Dialogmarketing präsentieren und die neuesten Entwicklungen in diesem Bereich vorstellen und diskutieren. Trends warten selten darauf auf einer Messe vorgestellt zu werden. Manche Entwicklungen hat der marketing-interessierte Mensch sicher vorher geahnt oder kommen sehen. Vielmehr ging es bei der Co-Reach um die enorme Dichte an interessanten Beiträgen wie auch die Möglichkeit Kontakte aufzubauen und in hitzige Diskussionen einzusteigen.

Präsentation von Thomas Koch

Thomas Koch auf der CO-REACH 2015. Foto: © Markus Wolf / Nürnberg und so (cc)

Ein gut besuchtes Glanzlicht war der Beitrag von Thomas Koch (tk-one). Koch ist Werbe-Urvater, mehrfach ausgezeichnet und schrieb letztes Jahr das Buch “Die Zielgruppe sind auch nur Menschen”. In seinem Vortrag “Das Ende der Werbung” ging es darum, dass die Werbung, wie wir sie kennen, in wenigen Jahren – er nennt das Jahr 2020 – verschwinden wird. Er zielt darauf ab, dass besonders Online-Werbung vordergründig zwar viele Platzierungsmöglichkeiten und Reichweite biete, letztlich aber immer nur in eine Richtung gesendet werde. Die Rahmendaten im digitalen Zeitalter mögen dabei bekannt sein: Die Werbeflut nehme zu, die Kanäle haben sich fragmentiert (vor allem im Social-Media-Bereich). Zudem habe der Konsument keine Lust mehr darauf, von Unternehmen verfolgt zu werden.

Nach Jahrzehnten in der Branche hat Koch immer noch das begeisternde Credo: “Wir lieben Werbung.” Jedoch schränkt er auch ein, dass ein Großteil der Konsumenten zumindest die Möglichkeit haben möchte, mit Unternehmen in Kontakt zu treten. Und hierbei kommt für ihn das Schlagwort Dialog ins Spiel. Werbetreibende werden in Interaktion mit dem Kunden treten, ihm eine Geschichte erzählen und/ oder einen Mehrwert bieten. Sprich: Weg von Bannern hin zum Storytelling. In der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema “Ist das Marketing ein Sklave Googles” äußert sich Koch auch eindeutig: “Verdammt, es ist nur ein Unternehmen.” Hier bleibe natürlich die Frage, wie man eine Marke so stark macht, dass man nicht von dieser Firma und seinen wechselnden Such-Algorithmen abhängig ist.

Stefan Peter Roos auf dem Open Summit

Stefan Peter Roos leitet die Sessionplanung ein. Foto: © Markus Wolf / Nürnberg und so (cc)

Open Summit: Offen und spontan referieren und diskutieren

Im Gegensatz zu den eher allgemein gehaltenen Vorträgen in den verschiedenen Areas der CO-REACH bot das Open Summit die Möglichkeit, sich tiefer mit den Themen zu beschäftigen.

Leider haben das im Vergleich zu den eher marketinglastigen Vorträgen nur wenige Besucher genutzt, obwohl die erste Bühne direkt am Eingang zur Unkonferenz war. Die meisten Besucher bogen gleich links ab und strömten in die beiden Hallen.

Die Chancen wären gut gewesen, Einblick in die Internas eines Startups zu bekommen und etwas darüber zu erfahren, wie es das Thema Oberflächen-Design in die eigenen Prozesse integriert. Andreas von „Unicoach“ berichtete darüber, wie elementar dieser Bereich sei und wies darauf hin, dass die Funktionalität von den Nutzern erwartet werde, das Oberflächen-Design aber diese Funktionalität dem Kunden schmackhaft machen müsse. Es sei besser, auf Funktionalitäten zu verzichten und dafür lieber eine einfachere Kommunikation gegenüber dem Kunden zu etablieren, als wieder eine neue unausgereifte Funktion am Kunden zu testen.

Das Online-Produkt muss dem Nutzer gefallen und nicht dem Entwickler
Michael Praetorius auf dem Open Summit

Nicht nur für Startups interessant: „Warum ich keine Likes mehr zähle“. Foto: © Markus Wolf / Nürnberg und so (cc)

Michael Praetorius versuchte in seinem Vortrag „Warum ich keine Likes mehr zähle“ mit zahlreichen Social-Media-Vorurteilen aufzuräumen. Er erklärte, warum es nichts bringt, das Bild einer Redaktions-Katze zu posten oder jeden Freitag ein schönes Wochenende zu wünschen. Die Nutzer generieren daraus keinen Mehrwert und fragen sich „… und was habe ich jetzt damit zu tun?“. Social Media sei wie die Kommunikation auf einer Party, jeder höre dem gerne zu, der etwas zu erzählen habe, das einen auch selber betreffe. Keiner mag die Prahler, die sich selbst mit Lob in den Vordergrund rücken. Die, die dort bleiben, seien meist nur an den Freigetränken interessiert. Analog in Facebook, wo Fanpages voll von Gewinnspiel-Likes seien, die dem Unternehmen aber nichts bringen.

In der sehr dezenten Diskussion zu dem Thema wurde deutlich, dass es Außenstehende schwer haben, in der Kürze der Zeit die Fanstruktur genauer zu erfassen. Die Anzahl der Fans ist ein Richtwert, der ein Zeichen des Schnell-Schnell-Marketings als Index der Aufmerksamkeit gesehen wird. Ein Index, den sich Facebook vergolden lässt, der aber keinem wirklich etwas bringt.

Die Tiefe der Vorträge und die Möglichkeit der Diskussion machen das Open Summit weiterhin zum besseren Format. Die Frage ist nur, ob die zahlreichen Besucher nichts vom Unkonferenzteil der CO-REACH mitbekommen haben oder sie sich doch lieber von bekannteren Namen lenken lassen – Schnell-Schnell-Marketing eben.

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