Wie Kolumbiens Coffee-Nerd nach Nürnberg kam

Aktualisiert am 04. Februar 2019 von
Melanie Weldert – Bookworm

Melanie Weldert – Bookworm – ist für 6 Monate in die Rösttrommel nach Nürnberg gekommen. Ihre Faszination und Leidenschaft für Spitzenkaffee hat sie nach Nürnberg gebracht. Foto: © Markus Wolf / Nürnberg und so (cc)

Für Melanie Weldert muss der Temperaturwechsel schon sehr krass gewesen sein. Raus aus Medellín, der Stadt des ewigen Frühlings, hinein in das winterliche Nürnberg. Seit einigen Wochen arbeitet in der Rösttrommel eine begeisterte kolumbianische Barista, die extra die 9.238 km weite Reise auf sich genommen hat, um in der Frankenmetropole Kaffee zuzubereiten.

Schon nach den ersten Sekunden des Interviews war mir klar: Die österreichischen Wurzeln sind nicht zu überhören. Die Tochter von Österreichisch-Deutschen Eltern wuchs in Medellín auf. Zu Hause sprach sie Deutsch und in der Schule und außerhalb nur Spanisch, daher ist ihr Spanisch auch bedeutend besser.

Melanie bei der Arbeit

Melanie bei der Arbeit im Café Pergamino Foto: © Café Pergamino

Daran konnten auch ein paar Semester Geschichte in Graz nichts ändern. In Österreich probierte sie erstmals Kaffee – Kaffee, wie er eigentlich schmecken sollte – und war begeistert. „In Kolumbien trank man nur schlechten Kaffee“, erzählte sie irritiert und meinte, dass es schon verrückt sei, dass sie erst nach Österreich kommen musste, um herauszufinden wie gut Kaffee wirklich schmecken kann. Kolumbien steht, wie fast kein anderes Land, für Kaffee, aber die Kolumbianer selbst trinken nur den Kaffee, der wegen zu schlechter Qualität nicht exportiert werden kann. Auf der anderen Seite darf in Kolumbien aber auch kein Kaffee importiert werden. Somit stehen nur die landeseigenen – hauptsächlich Arabica – Kaffeesorten zur Verfügung.

French-Press, Aero-Press oder ganz klassisch mittels Hario
Kaffeezubereitung von Melanie

Melanies Leidenschaft für die perfekte Kaffeezubereitung in der Rösttrommel begeistert. Foto: © Markus Wolf / Nürnberg und so (cc)

Warum Melanie Weldert fast 10.000 Kilometer nur für Kaffee reiste

Mit diesem Vorwissen begann Melanie sich intensiver mit dem Thema Kaffee zu beschäftigen. Wieder zurück in Medellín nutzte sie die Chance und machte eine Ausbildung zur Barista. Das Café Pergamino in einer der besseren Gegenden Medellíns war einer der Vorreiter die versuchten den Kolumbianern den eigentlichen Geschmack von Kaffee zu vermitteln. Zwei Jahre arbeitete sie dort und spezialisierte sich auf die manuelle Kaffeezubereitung: French-Press, Aero-Press oder ganz klassisch mittels Hario. Dank ihrer guten Sprachkenntnisse war sie im Team des Café Pergamino für die ausländischen Gäste meist die erste Ansprechpartnerin. So kam es, dass auch Stefan Schwarz von der Rösttrommel Nürnberg während seines Besuches in dieser Kaffeeanbauregion bei ihr im Café landete. In Stefan fand Melanie einen interessierten Zuhörer. Ausführlich erklärte sie die Vorzüge der unterschiedlichen Zubereitungsarten und die exakte Durchführung. Vielleicht war es genau diese Leidenschaft, die Stefan überzeugte. Er bot ihr nämlich an für einige Zeit nach Nürnberg zu kommen, um in der Rösttrommel zu arbeiten. Zuerst hatte Melanie das als Spaß aufgefasst oder bestenfalls als Kompliment, aber bestimmt nicht als ernstgemeintes Angebot. Dass diese Idee tatsächlich in die Tat umgesetzt wurde, ist sicherlich der Neugierde von Melanie zu verdanken. „Diese Neugierde und das Thema Kaffee lockten mich nach Nürnberg“ begründet sie ihre Entscheidung. Per E-Mail wurde aus der Idee Realität und schon einige Wochen später ließ sich die Personalchefin beurlauben und kam an die Noris.

Medellín > Bogota > Frankfurt > Nürnberg
Melanie Weldert mit Kaffee

Kaffee wird in Kolumbien stärker getrunken als in Deutschland. Foto: © Markus Wolf / Nürnberg und so (cc)

Melanie, Kolumbiens Kaffee-Erklär-Bärin

Über Bogota und Frankfurt führte ihr Weg in ein winterlich verregnetes Nürnberg. Bereits nach den ersten Tagen hinterm Tresen hatte sie viele Unterschiede zu Kolumbien ausfindig gemacht. In Deutschland trinken die meisten ihren Kaffee mit Milch – in Kolumbien eher eine Seltenheit. Dort heißt das beliebteste Kaffeegetränk Tinto – wie der Wein. Im Prinzip ist „Tinto“ ein Verlängerter, also ein Kaffee mit heißem Wasser. In Kolumbien wird der Kaffee heißer getrunken als bei uns nur im Preis unterscheiden sich die beiden Länder kaum. Auch in Kolumbien kostet ein guter Kaffee umgerechnet ca. 2 Euro. Allgemein wird Kaffee in Kolumbien stärker getrunken, da sind wir wohl noch auf dem Weg. Vielleicht ja weil wir in einer Zeit aufwuchsen, in der uns Tanten mit „Jakobs Dröhnung“ versauten. Diesen Kaffee konnte man nur mit viel Kondensmilch und Zucker trinken. Daher die falsche Annahme, dass milderer Kaffee bekömmlicher wäre. Während in Deutschland die Kaffee-Kaltgetränke immer mehr in Mode kommen, sind sie im Dauerfrühling Medellíns schon immer angesagt.

Cafe Bergamino

Das Café Pergamino wirkt recht versteckt in Medellín. Foto: © Café Pergamino

Melanie Weldert hat nach Wochen in Nürnberg diesen Schritt nicht bereut. Die bisher gemachten Erfahrungen und die, die noch folgen werden, sind für sie persönlich und ihre Arbeit in Kolumbien von großem Vorteil.

Wenn auch ihr eine umfassende Einführung in die klassische Kaffeezubereitung von Melanie bekommen möchtet, dann habt ihr noch einige Wochen Zeit. Ihr trefft Melanie in der Rösttrommel in der Äußeren Laufer Gasse (Google Maps) oder auf AEG (Google Maps) an. Viel Spaß ☺

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